Bornholm - Herbstfahrt

Samstag
Der Crewwechsel findet in der Nord-Ost Marina in Bad Schwartau statt. Nach und nach trudeln die Crew-Mitglieder ein. Um 13:00 laeuft auch die Bella Donna ein. Karl und Franz machen die Abnahme und Barbara, Dietmar und Manfred gehen mit einer langen Liste einkaufen. Um 16:00 koennen wir das Schiff beziehen. So langsam lernt sich die Crew kennen. Da ist der Karl Eickenberg aus Werne, er ist auf diesem Toern der Skipper, Franz kommt aus Kappeln an der Schlei und erklaert sich gleich bereit als Smutje zu fahren, Joachim kommt aus Lueneburg und uebernimmt die Navigation, Manfred kommt aus Neuwied und faehrt als Co-Skipper, Herbert kommt aus Boppard, Barbara und Dietmar aus Alsheim. Da fuer die Ostsee Sturmwarnung gegeben wird beschliessen wir im Hafen zu bleiben und schrauben ein bisschen an der Bella Donna herum. Franz verwoehnt uns mit einem frugalen Abendessen.

Sonntag
Nach dem Fruehstueck laufen wir aus mit Kurs auf Bornholm. Leider biegt Manfred falsch ab und so besichtigen wir ungeplant den Luebecker Hafen. Nach einer 180 Grad Kurskorrektur erreichen wir um 12:00 Travemuende. An der Pasat vorbei laufen wir in die Ostsee und setzen Gross und Genua. Die Sonne scheint und ein sued-west Wind mit 4 Windstaerken bringt uns stetig nach Nord-Ost. Wir teilen die Wachen ein und durchsegeln die Nacht, die Sterne erleichtern die Navigation.

Montag
Das Wetter ist schwerer geworden, der Wind hat auf 6 aufgefrischt, die Welle erreicht 3 Meter. Gegen 10:00 kommt Bornholm in Sicht, alle sind froh darum. Um 11.30 sichten wir die Hafeneinfahrt von Roenne. Als wir unter Motor einlaufen wollen kommt uns ein dickes Faehrschiff entgegen und wir muessen hart abdrehen. Der eigentliche Yachthafen liegt weiter noerdlich, aber das ist uns egal. Wir suchen uns ein ruhiges Becken und machen hinter einem 20 Meter Segler aus Finnland fest. Als wir den Dannebrog setzen haben wir 158 Seemeilen und 25 Stunden hinter uns. Franz verwoehnt uns wieder mit einem wunderbaren Essen. Wir durchbummeln Roenne, die Zeit scheint 20 Jahre zurueckgedreht, am Abend gehen wir gemeinsam aus.

Dienstag
Der Yachthafen ist zu Fuss 5 Minuten entfernt und wir nutzen dessen Duschanlagen. In unserem Hafen ist reger Fracht- und Faehrverkehr. Auch ein daenisches U-boot liegt hier. Wir schauen uns alles ausgiebig an. Karl und Herbert bauen einen Lazy Jack. Er soll uns kuenftig das Bergen des Gross erleichtern. Gegen 19:00 laufen wir wieder aus mit Kurs Moen.

Mittwoch
Gegen 6:00 laufen wir in Klintholmhavn ein. Wegen der vielen Stellnetze haben wir uns vorsichtig anpirschen muessen. Wir machen hinter einer X.99 am Steg fest. Jetzt ist erstmal Fruehstueck angesagt. Klintholm besteht aus vielleicht 20 Haeusern, einem Fischereihafen und einer Ferienanlage mit Marina. Die Saison ist vorbei und auch hier scheint die Zeit um 20 Jahre zurueckgedreht. Wenn ein Fischerboot einlaeuft stehen die kleinen Jungen schon bereit um den Fang in eisgefuellte Kisten zu verpacken. Auch die Moewen nehmen regen Anteil. Barbara fuettert Enten und hat bald eine Katze entdeckt die das Streicheln schnurrend geniest. Im oertlichen Tante Emma Laden erstehen wir fuer 156 Kronen eine neue Pfanne die Franz auch gleich einweiht. Gegen 19:00 laufen wir wieder aus und motoren die Kueste entlang um uns noch mal die Kreidefelsen anzuschauen. Mit einem wunderschoenen Sonnenuntergang verabschieden wir uns von Moen und nehmen Kurs auf Warnemuende. Barbara steht am Ruder und steuert nach den Sternen.

Donnerstag
Dietmar (das bin ich) und Herbert haben die Hundewache von 24:00 bis 2:00. Gegen 2:00 sichten wir die Fahrwassertonnen die die Einfahrt nach Warnemuende markieren. Im Verkehrstrennungsgebiet hatten wir viele Schiffsbegegnungen Bei den hellerleuchteten Faehren sind die Positionslichter nicht immer leicht zu erkennen und ein Ankerlieger hat uns auch lange genarrt. Als die Anderen spaeter den im GPS gespeicherten Kurs sehen staunen sie nicht schlecht. Wir mussten ein paar dicken Poetten ausweichen erklaeren wir, naja sieht eher nach Flucht aus ist der Kommentar. Wir schleichen in den Warnemuender Hafen und suchen mit Taschenlampen die Einfahrt zum Yachthafen. Nach drei Schleifen finden wir sie auch und machen um 4:00 am Steg fest. Anschliessend sitzt die gesamte Crew im Cockpit und trinkt ein Landungsbier. Wir erzaehlen alte Geschichten und irgendwann geht auch die Sonne auf. Zeit noch eine Muetze Schlaf zu schoepfen. Der DSV Nordrhein Westfalen ist da und traegt eine Opti und eine Laser Regatta aus. Schon toll wie die kleinen Optis aus dem Hafen in die Warne flitzen und weiter in die Ostsee. Ich weis nicht ob ich in so einem kleinen Boot den Mut dazu haette. Nachmittags ist Landgang und wir bummeln durch Warnemuende. Am Alten Strom haben Schiffe festgemacht die alles moegliche verkaufen. Wir finden einen Bernsteinkutter der wirklich schoenen Schmuck anbietet. Ich kaufe einen Bernstein-Anhaenger der sehr modern wirkt und eine Inkluse enthaelt: eine Muecke, etwa 50 Millionen Jahre alt. Franz steigt in den Mast, der ist 17,50 m hoch, weil wir ein Problem mit der Windlupe haben. Die X.99 von Klintholm legt hinter uns an. Unsere Bitte da nicht anzulegen da wir heute abend wieder rausgehen wird ignoriert. Auch der Hinweis dass der Wind drehen und schweres Wetter aufkommen wird kommt nicht an. Wir sagen denen noch dass wir bei dem zu erwartenden Schwell nicht garantieren koennen ohne anzuecken an ihnen vorbeizukommen und dass sie sicherlich eine unruhige Nacht haben werden. Erst spaeter, der Hafenmeister hat ihnen wohl das gleiche gesagt, verlegen sie.

Freitag
Wir sind um 1:00 ausgelaufen. Der Wind hat zugelegt auf 6 bis 7, in Boen bis zu 9, die See geht 4 m hoch, wir haben 2 Reffs im Gross und die ersten werden seekrank. Als Joachim um 4:00 die Position bestimmt sehen wir dass wir an Fehmarn vorbeilaufen. Ich versuche eine Wende, kriege die Bella Donna aber nicht herum, mit 2 Reffs ist sie Lee gierig. Also die Grossschot dicht und eine Halse gefahren. Aber der Wind hat gedreht und wir koennen immer noch keinen Kurs auf Fehmarn halten. Nach zwei, drei weiteren Manoevern, die von unseren Seekranken mit heftigen Protesten begleitet werden (ich glaube auch "schmeisst den ueber Bord" gehoert zu haben), lassen wir die Motoren an und nehmen Kurs auf Burg. Um 8:00 machen wir in Burg fest und sind froh dass es geschafft ist. Die Sanitaeranlagen sind in Metallcontainern untergebracht, zwar sauber, aber eben nicht einladend. Wir verbringen den Tag mit schlafen und essen. Am Abend gehen wir auf ein Bier in die Hafenkneipe. Gegessen haben wir wie immer an Bord, da wir reichlich Proviant gebunkert haben und die Kuechencrew, Barbara und Franz, uns wirklich verwoehnt.

Samstag
Wir haben verschlafen, wir wollten eigentlich um 6:30 los, jetzt ist es schon 8:30. Nach einem schnellen Fruehstueck laufen wir aus. Der Wind liegt bei 4 bis 6 und dreht von Sued-West nach Nord-West. Wir setzen die Fock und motoren mit Kurs auf Travemuende. Um 12:00 kommt die Sonne hervor und der Himmel faerbt sich blau, wir sehen Travemuende voraus. Als wir die Trave hoch dampfen kommt ein merkwuerdiges Gefuehl auf: einerseits ist es schoen am Ziel zu sein, andererseits ist es schade, dass der Toern zu Ende ist. An der Klappbruecke haben wir Doppelrot, eine dicke Faehre laeuft seewaerts. Karl nutzt die Gelegenheit an einem Rundfahrtschiff laengszugehen und paar Bier zu erstehen. Um 14:30 machen wir in der Nord-Ost Marina fest, der Toern ist zu Ende.

Mein subjektives Fazit

Schoen wars!

Dass ich am ersten Abend den Akkuschrauber ins Auge bekam war Pech, dass die Marina abgeschlossen war und ich ueber das Tor klettern musste ebenfalls **ggg**. Na ja, der Doc in der Uniklinik meinte da waere ein tiefer Kratzer in der Hornhaut, da koenne man nichts machen, das waechst von alleine wieder zu und eine Woche wirds schon dauern.Dass wir viel zuviel Proviant eingekauft haben geht aufs Konto Erfahrung (es haette fuer einen Atlantiktoern gereicht). Der Zusammenhalt an Bord war prima und dass der Franz unterstuetzt von Barbara so super gekocht hat war phantastisch. Zwei Sturm/Regentage und vier Tage Sonnenschein, was will man mehr erwarten von einem Oktobertoern auf der Ostsee.Schade nur, dass die Irlandtoerns die Karl im naechsten Jahr machen will schon ausgebucht sind, denn eines steht fest, mit dem Skipper, der Mannschaft und dem Schiff moechte ich noch viele Toerns machen.